Liegeplatte roter Sandstein:
„Hier ruht / unsere liebe Mutter und Tante / verw. Frau Pfarrer Schall / geb. Rau / ... /
Jesaja 46,4“ [Ja, ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr grau werdet. Ich will es tun.
Ich will heben und tragen und erretten.]
Die Tochter des 1829 verstorbenen Pfarrers von Plattenhardt, Gottlieb Friedrich Rau, lernte den 24jährigen Eduard Mörike als Pfarrverweser in der Nachfolge ihres Vaters kennen und lieben. Bereits im ersten Jahr verlobten sich die beiden. Mörike wurde danach mehrfach auf Stellen in Owen, Eltingen, Ochsenwang und schließlich WeilheimTeck versetzt. Inzwischen veröffentlichte er seinen Roman „Maler Nolten“ und strebte die Schriftstellerei an. Nach vier Jahren Verlobungszeit mit ungewissen Zukunftsaussichten löste Luise Rau die Verlobung.
Der intensive Briefwechsel gilt als einer der „schönsten der Weltliteratur“. Für heutige Leser mutet er äußerst pathetisch an. Verkleinernde Anreden gegenüber der lediglich zwei Jahre jüngeren Luise wie „Mein Kind“ oder „Herzchen“ zeigen ein Verhältnis, das auf einer Infantilisierung der Frau beruhte. Je länger die Verlobung, desto mehr drehen sich Mörikes Briefe um seine Unzufriedenheit mit den Stellenangeboten und der „Vikariatsknechtschaft“.
Nach Lösung der Verlobung gingen die Briefe zurück an die Absender. Luise Rau vernichtete Mörikes Briefe offensichtlich, während dieser seine an die Verlobte aufbewahrte; die noch erhaltenen und größtenteils in der Württembergischen Landesbibliothek aufbewahrten 69 Briefe wurden 1921 erstmals vollständig veröffentlicht.
Luise Schall verstarb 84jährig in der Falkertstraße 73 (West/Nord), Eduard Mörike 70jährig 1875 in der Moserstraße 22 (Mitte) und wurde auf dem 1873 eröffneten „Central-Friedhof auf der Prag“ bestattet [Abt. 10, Reihe 1].